Abstract | Nachdem ich Schillers Werke „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“ und „Don Karlos“
gelesen und die Sekundärliteratur gründlich recherchiert habe, kann ich schließen, dass sich
Schiller bei der Beschreibung der Hauptfiguren an historischen Fakten festhielt, aber nicht
immer vollständig.
Im Werk Maria Stuart wird der Konflikt, also der Machtkampf zwischen der englischen
Königin Elisabeth und der schottischen Königin Maria Stuart dargestellt. Bei der Erklärung der
Gründe für Marias Inhaftierung verwendete Schiller genaue historische Informationen.
Historisch korrekt ist auch die Darstellung der Charakterzüge der Hauptfiguren, in der
hervorgehoben wird, wie gut Elisabeth eigentlich als Herrscherin war und wie Maria Stuart sich
ihrer Rhetorik rühmen konnte. Das Werk zeigt die Eigenschaft, für die Elizabeth am besten
bekannt war, ein jungfräuliches Leben, obwohl es Gerüchte gab, dass sie mit ihrer rechten
Hand, dem Earl von Leicester, den Schiller in seinem Werk verkörperte, in einer Beziehung
stand. Neben dem Kampf um die Macht wird der aktuelle religiöse Kampf während ihrer
Regentschaft hervorgehoben, nämlich der Kampf zwischen dem Protestantismus mit der
Patronin Elisabeth und dem Katholizismus, für den sich Maria Stuart einsetzte. Die
Religionsgeschichte hatte einen erheblichen Einfluss auf das Gesamtgeschehen in der Welt und
auch auf die Art und Weise wie Geschichte geschrieben wurde, weshalb die Erwähnung dieses
Konflikts unabdingbar war, wenn der Autor sich an historische Fakten halten will. Von den
wichtigen Szenen beim Vergleich können wir noch das Ende selbst herausheben, wo auch die
historische Wahrheit übernommen wird. Am Ende wurde eine Hinrichtung erlassen, für die die
historische Figur Elisabeth eine Rechtfertigung suchte, und die zum Tod von Maria Stuart
führte.
Im Werk „Die Jungfrau von Orleans“ haben wir Abweichungen von der Wahrheit. Schiller
passte nämlich Johanna nach eigenem Ermessen an. Während der Recherche wurde mir klar,
dass Schiller zwei Hauptmerkmale in Johannas Leben verändert hat. Das erste Hauptmerkmal
bezieht sich auf die Eigenschaften einer Heiligen und einer Jungfrau, die Johanna hatte. Als
historische Figur hat Johanna ihre Reinheit bewahrt und niemandem das Leben genommen.
Schillers Johanna hingegen war eine mächtige Kriegerin, die von vielen gefürchtet wurde und
in manchen Situationen sogar rücksichtslos war. Diese Tatsache ist widersprüchlich, weil
Johanna sich immer noch als von Gott auserwählt betrachtete. Nachdem sie das Leben von
Montgomery genommen hatte, das nach christlicher Lehre die größte Sünde ist, konnte sie sich
nicht mehr als heilig betrachten. Das Drama stellt auch ihre Jungfräulichkeit in Frage. Wir sehen
dies während ihres Kampfes mit Lionel, woraus geschlossen werden kann, dass sie von seinem
Aussehen beeindruckt war. Dabei verstieß sie tatsächlich gegen eine Entscheidung, die sich auf
„völlige Jungfräulichkeit“ bezog, weil sie Gefühle fühlte, die wir mit Liebe verbinden können.
Schließlich muss noch bei der Erwähnung von Änderungen noch Johannas Tod betonen. Die
historische Figur von Johanna wurde zur Hexe erklärt und verbrannt. Schiller belohnte seine
Johanna mit einem ehrenvollen Tod, indem sie als Heldin auf dem Schlachtfeld starb und ihr
Land beschützte. Interessanterweise wusch Schiller mit dieser Tat den Fleck von Johannas
Namen, denn nach ihrem Tod erkannte das Volk, dass sie keine Hexe war.
Beim Werk „Don Karlos“ haben wir ebenso Abweichungen von der historischen Wahrheit.
Schiller formt die Lebensgeschichte und Charakterzüge der Figuren um, um sie seiner
dramatischen Absicht anzupassen. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass seine
Hauptquelle für das Werk die erwähnte „historische Novelle“ des Abbé de St. Réal war, in
denen sich der Autor nicht an historische Tatsachen hielt. Zunächst ist es wichtig zu betonen,
dass das zentrale Motiv des Dramas, nämlich die Liebe zwischen Karlos und Elisabeth,
historisch nicht korrekt ist. Damals wurden Ehen aus Interesse des Imperiums arrangiert, und
die Liebe wurde meistens nicht daraus geboren. Aufgrund dieser Liebe änderte Schiller eine
andere Tatsache, nämlich Phillipps Alter. Friedrich stellte den König im Drama älter dar, um
noch mehr zu betonen, dass Elisabeth nicht seine, sondern Karlos' Frau sein sollte. Weiter ist
es wichtig zu beachten, dass eine der Hauptfiguren, der Marquis von Posa, fiktiv ist.
Andererseits sind die historischen Fakten über den Konflikt mit den Niederlanden korrekt, aber
die Geschichte über Karlos' Fluchtversuch dorthin stimmt nicht mit der Wahrheit überein.
Während die literarische Figur Don Karlos zunächst aus Liebe die Heimat verlassen wollte und
später die Absicht hatte zu fliehen, wollte sein historisches Vorbild in die Niederlande geschickt
werden, um dort die Aufstände zu lösen und mehr Macht zu erlangen, aber der König erlaubte
ihm dies nicht, weil Karlos psychisch labil war. Zu Schillers Zeit war Don Karlos nämlich in
historischen Quellen weniger erforscht als heute und manche Informationen über ihn waren
nicht bekannt, wie beispielweise seine häufigen Wutausbrüche nach einer Kopfverletzung.
Vielleicht wird Schillers Karlos deshalb in einem viel positiveren Licht dargestellt. Schließlich
kann man noch die Änderungen in der Arbeit bezüglich Karlos' Tod erwähnen. Schiller nahm
die korrekte historische Information, dass Philipp II. seinen Sohn verhaften ließ, aber Karlos
beging in Wirklichkeit keinen Selbstmord, wie Friedrich in seinem Stück feststellte, sondern
starb an den Folgen seiner ohnehin schlechten Gesundheit. |